Türchen 11

11. Dezember: Kinder-Special

Pana, hgrj oyz Ckontginzkt!

Was soll das denn heißen? Diese Wörter ergeben keinen Sinn, wenn man versucht, sie zu lesen. Das liegt daran, dass der Satz verschlüsselt wurde.

Verschlüsseln ist wie das Benutzen von Geheimsprache. Nur der richtige Empfänger weiß, wie die Geheimsprache funktioniert, und kann die Botschaft lesen.

Beim Verschlüsseln benutzt man verschiedene Fachwörter: Es gibt den Klartext, das sind normale Wörter, die jeder lesen kann. Und es gibt den Geheimtext, das ist eine unverständliche Zeichenfolge, die durch das Verschlüsseln aus dem Klartext entsteht.

Verschlüsselung ist die Umwandlung von Klartext in Geheimtext. Dazu benutzt man einen Schlüssel. Den Rückweg nennt man Entschlüsselung.

Schon der römische Feldherr Caesar benutzte vor mehr als 2000 Jahren eine Verschlüsselung, um geheime Botschaften zu verschicken. Damals waren Verschlüsselungen noch selten. Wenn seine Gegner eine Nachricht abfingen, konnten sie sie nicht lesen. Das war für Caesar ein großer Vorteil!

Die Caesar-Verschlüsselung funktioniert so: Alle Buchstaben werden zum Beispiel um 6 Stellen im Alphabet nach vorne verschoben. Wir verschlüsseln den Text also mit dem Schlüssel 6. Das heißt, aus einem A wird ein G, aus einem B ein H, und so weiter.

Aus Adventskalender wird Gjbktzyqgrktjkx .

Damit das Verschlüsseln einfacher und schneller geht, und man sich nicht so viele Buchstaben im Kopf merken muss, entwickelte der italienische Gelehrte Leon Battista Alberti im 15. Jahrhundert eine Chiffrierscheibe. Wir nennen diese heute auch nach dem Verschlüsselungsverfahren Caesar-Scheibe. Die Chiffrierscheibe besteht aus zwei Kreisen mit den Buchstaben des Alphabets, die man gegeneinander drehen kann. Und das kannst du heute ausprobieren!

Vorlage Chiffrierscheibe

Schneide für Deine eigene Caesar-Scheibe die Kreise in unserer Vorlage aus und lege die kleinere Scheibe über die große Scheibe. Steche mit der Musterklammer durch den Punkt in der Mitte und biege die Klammern auf der Rückseite um. Du kannst die Scheiben nun gegeneinander verschieben.

Download (opens in new tab)

Mit unserer Vorlage für die Chiffrierscheibe und einer Musterklammer kannst Du Deine eigene Cäsar-Scheibe bauen und geheime Nachrichten mit Deinen Freundinnen und Freunden austauschen. Die Person, die Deine Nachricht bekommt braucht nur den Schlüssel, das heißt die Anzahl, um wie viele Buchstaben Du die Scheiben gegeneinander verschoben hast.

Damit der Geheimtext etwas sicherer wird, ist das Alphabet für die Geheimschrift rückwärts auf der Scheibe aufgeschrieben. Das nennt man umgekehrte Caesar-Verschlüsselung.

Wenn Du keine Musterklammer hast, geht auch ein Stück Draht oder Schnur. Die Kreise kann man auch selbst malen und ordentlich mit den Buchstaben beschriften, wenn Du keinen Drucker zuhause hast.
Wenn Du keine Musterklammer hast, geht auch ein Stück Draht oder Schnur. Die Kreise kann man auch selbst malen und ordentlich mit den Buchstaben beschriften, wenn Du keinen Drucker zuhause hast.

Die grünen Buchstaben außen sind für den verschlüsselten Geheimtext, die blauen Buchstaben sind der Klartext. Der hellgrüne Pfeil zeigt den Schlüssel an. Wir haben die Scheibe auf den Schlüssel 6 aus dem Beispiel oben eingestellt.

Aufgaben

1. Kannst du jetzt den unverständlichen Satz vom Anfang Pana, hgrj oyz Ckontginzkt! entschlüsseln? Der Schlüssel ist 6.

2. Nun stellen wir den Schlüssel auf 14. Kannst du den Satz Ich freue mich auf die Weihnachtsferien! verschlüsseln?

3. Welchen Schlüssel braucht man zum Entschlüsseln von diesem Geheimtext: Clyzjosblzzlsu pza avss? Wie lautet der Klartext?

4. Zusatzaufgabe: Warum kann man die Caesar-Verschlüsselung so leicht knacken?

Auflösung

Pana, hgrj oyz Ckontginzkt! heißt entschlüsselt Juhu, bald ist Weihnachten!

Ich freue mich auf die Weihnachtsferien! heißt verschlüsselt Wqv tfsis awqv oit rws Kswvboqvhgtsfwsb!

Der Schlüssel ist 7. Der Klartext ist: Verschluesseln ist toll

Es gibt verschiedene Gründe, warum die Cäsar-Verschlüsselung leicht zu knacken ist:

  • Es gibt auf unserer Scheibe nur 26 Buchstaben. Das sind nur 26 Möglichkeiten, wie der Schlüssel lauten kann. Das kann schnell durchprobiert werden.
  • Man kann nach Auffälligkeiten im Text suchen, zum Beispiel kurze Wörter mit nur 2 oder 3 Buchstaben. Das sind in vielen Fällen häufig verwendete Wörter wie “ein” oder “und”. So kann man Buchstaben herausfinden und weiterrätseln.
  • In jeder Sprache kommen Buchstaben mit einer bestimmten durchschnittlichen Häufigkeit vor. Der häufigste Buchstabe im Deutschen ist das E. Man kann also zählen, welcher Buchstabe am häufigsten im Geheimtext vorkommt. Der entspricht dann wahrscheinlich dem E. Das klappt vor allem bei längeren Texten gut.
  • Bei der Caesar-Verschlüsselung benutzt man zum Verschlüsseln und Entschlüsseln den gleichen Schlüssel. Das nennt man auch symmetrische Verschlüsselung. Der Schlüssel muss deswegen vom Absender der Nachricht zum Empfänger geschickt werden. Dabei kann der Schlüssel einfach von einer dritten Person abgefangen werden, die den Text dann auch entschlüsseln kann. Heutzutage benutzen wir, zum Beispiel beim Einkaufen im Internet oder zum Verschicken von E-Mails, viel kompliziertere Verschlüsselungsverfahren, die dafür aber sicherer sind.